Wie das Gehirn unsere Gefühlswelt beeinflusst

Angst ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und normalerweise ist man in der Lage, trotz Furcht eine angstauslösende Situation zu meistern. In einigen Fällen entwickelt sich aber durch eine Überreaktion des zuständigen Bereichs, der Insula, eine Angststörung oder eine Phobie. Dabei ist es ziemlich schwierig, diese Traumata zu heilen, da der Prozess unbewusst abläuft. Trotzdem zeigt sich, dass die Angst eine lebenswichtige Funktion in unserem Leben einnimmt.

Die Inselrinde

Obwohl die Inselrinde, die auch als Insula bekannt ist, ein verhältnismäßig kleiner Teil des Gehirns ist, hat sie eine entscheidende Funktion inne. Neben der emotionalen Bewertung aller Situationen, vor allem aber Situationen, die von negativen Emotionen wie beispielsweise Angst, Ekel, Unwohlsein oder Eifersucht geprägt werden, ist die Insula auch dafür zuständig, alle Alarmzeichen des Körpers wie z. B. Hunger, Atemschwierigkeiten oder Übelkeit zu verwalten und einzuschätzen.

Alle Signale des Körpers, die die Gefühlswelt des Menschen betreffen, kommen dort an und werden verarbeitet. Der Inhalt dieser emotionalen Signale, sowohl das Innere des Körpers als auch die äußere Situation betreffend, wird dann von der Inselrinde beurteilt und anschließend gehandelt. Um auf die Signale reagieren zu können, ist jeder Nucleus, ein Geflecht aus Neuronen, die sozusagen eine „Arbeitsgruppe“ bilden, für eine andere emotionale Reaktion zuständig. Einer sorgt beispielsweise für den Fluchtreflex, ein anderer stellt sicher, dass der Körper erstarrt.

Zudem spielt die Inselrinde eine wichtige Rolle bei der zwischenmenschlichen Kommunikation, da sie auch für die Empfindung von Empathie verantwortlich ist und so die wichtigsten Grundlagen für unsere Kommunikation bildet. Ohne sie wären wir nicht in der Lage unsere eigenen oder fremde Emotionen wahrzunehmen. Miteinbezogen werden auch die sogenannten Spiegelneuronen, die auch Bestandteil der Insula sind und deren Aufgabe darin besteht, durch Nachahmung körperlicher Gesten das Verständnis für das Verhalten anderer Menschen zu stärken.

Mann sitzt beim Psychologen auf der Couch

Angsterzeugung und Existenznotwendigkeit

Leider kann man beim derzeitigen Stand der Erkenntnisse der Neurowissenschaften noch nicht allzu viel über die Funktionsweise der Inselrinde sagen, doch es wird weiter intensiv geforscht. Man weiß allerdings, dass dieser Teil des Gehirns sich evolutionär sehr früh entwickelte und dem grundlegenden Gehirnstamm eines jeden Tieres angehört.

Möglicherweise fragst du dich, warum die Insula hauptsächlich negative Emotionen reguliert? Dies hängt damit zusammen, dass genau diese negativen Emotionen uns auf eine Gefahr hinweisen und diese Angst oder andere auslösende Faktoren damit auf große Bedrohungen für unser Leben hindeuten könnten und somit lebensnotwendig sind. Sie macht uns durch negativen Gefühlen ausgelöste Signale auf Gefahr aufmerksam, wenn wir beschäftigt sind und stellt dann sicher, dass unsere Beschäftigung in den Hintergrund gerät und wir handeln.

Die Insula sorgt aber nicht nur für Schutz vor äußeren Faktoren, sondern auch vor uns selbst. Denn ohne sie wären wir weder in der Lage eine gefährliche Situation zu erkennen noch darauf zu reagieren und könnten uns selbst leichtfertig in lebensgefährliche Lagen begeben. Keine Angst zu fühlen, mag für einige bestimmt eine schöne Vorstellung sein, ist aber, wenn man die Situation genauer betrachtet, sehr gefährlich. 

Da auch die Insula nicht ohne Fehler ist, kommt es allerdings oft vor, dass sie eine Situation falsch beurteilt und durch diese falsche Einordnung eine Angststörung entsteht. Eine Angstsituation, besonders aber starke Ängste oder Traumata, werden von der Inselrinde abgespeichert und du bist darauf programmiert bei derselben Situation entsprechend zu reagieren. Da diese ganzen Ängste und die Reaktionen darauf unbewusst gesammelt und ausgeführt werden, hast du wenig Einfluss darauf und kannst sie nicht steuern. Infolgedessen ist es ziemlich schwierig, von diesen Ängsten wieder loszukommen.

Fortschritte der Forschung

In den Neurowissenschaften werden die Bereiche Emotionen und Gehirn weiterhin intensiv untersucht. In Experimenten forscht man unter anderem an der Beeinflussung der Neuronen der Insula und macht weitreichende Fortschritte. Z.B. zeigt sich bei einem Versuch des Max-Planck-Instituts, dass eine Maus, bei der man die Aktivität der Insula verringerte, trotz Gefahr weiterhin essen konnte. Die Regulierung dieses Bereichs ist ein wichtiger Ansatz, um in Zukunft psychische Störungen zu beheben, denn durch Verletzungen der Insula kann es zu schwerwiegenden psychischen Störungen und Verhaltensänderungen kommen.

Die Insula spielt nämlich die Rolle bei Angststörungen und Phobien, die das Individuum schützen sollen, aber durch Fehler bei der Verarbeitung häufig eine unbegründete, übertriebene Reaktion hervorrufen. Außerdem trägt sie auch einen großen Teil zur Entwicklung von Zwangsstörungen oder auch Suchtkrankheiten, Depressionen und Autismus-Störungen bei.


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Mehr über den Zusammenhang von Emotionen und Gehirn erfährst du auf dem YouTube Kanal von Josua Kohberg. Dort gibt es regelmäßig spannende Inhalte und interessante Brain Facts.


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